Was ist Freeride? – Alles, was du über das Fahren abseits der Piste wissen musst
Freeriden steht für Freiheit, Abenteuer und sportliche Herausforderung. Immer mehr Wintersportler suchen den Reiz abseits der präparierten Pisten. Doch Freeriden ist mehr als nur „Tiefschneefahren“. Es erfordert Wissen, Können und das richtige Equipment. In diesem Beitrag erfährst du nicht nur, was Freeriden genau bedeutet, sondern auch, welche Ausrüstung du brauchst, welche Gefahren es gibt und wie du sicher ins Gelände startest.
Was bedeutet Freeriden genau?
Freeriden heißt auf Deutsch „freies Fahren“. Es beschreibt das Skifahren oder Snowboarden im ungesicherten Gelände. Anders als beim klassischen Pistenskifahren gibt es:
- Keine markierten Strecken
- Keine kontrollierten Schneeverhältnisse
- Keine Absicherung vor Naturgefahren (wie Lawinen oder versteckte Felsen)
Freerider suchen bewusst das Abenteuer abseits des Mainstreams. Es geht um den Reiz des Neuen: frischer Pulverschnee, unberührte Natur und die eigene Spur im Schnee hinterlassen.
Unterschiede zu anderen Disziplinen:
Disziplin | Aufstieg | Gelände | Absicherung |
---|---|---|---|
Pistenskifahren | Lift | Präparierte Piste | Hoch |
Skitourengehen | Selbst | Abseits | Gering |
Freeriden | Lift/selbst | Abseits | Keine |
Manche Freerider steigen mit Fellen selbst auf, andere nutzen Lifte oder – in Ausnahmefällen – Helikopter oder Snowcats (Heliskiing/Cat-Skiing).
Welche Ausrüstung ist fürs Freeriden notwendig?
Freeriden stellt andere Anforderungen an deine Ausrüstung als das Fahren auf der Piste.
Ski oder Snowboard
- Breite Skier/Snowboards (mind. 95–120 mm unter der Bindung), um im Tiefschnee nicht unterzugehen.
- Stabilität und Länge angepasst ans Körpergewicht und Fahrkönnen.
Sicherheitsausrüstung (Pflicht!)
- Lawinenverschüttetensuchgerät (LVS)
- Sonde
- Schaufel
- Helm (ohne Diskussion!)
- Rückenprotektor (empfehlenswert)
Rucksack
- Lawinenrucksack mit Airbag-System (erhöht die Überlebenschance bei Lawinen).
Optional
- Aufstiegsfelle für Ski, falls du selbst hochsteigen willst.
- Kleidung: Wasserdicht, atmungsaktiv, mit Belüftungsoptionen.
Tipp: Alles sollte robust und funktional sein. Freeriden ist kein Modenschau-Sport.
Sicherheit beim Freeriden: Wissen ist Pflicht
Freeriden birgt Risiken. Die größte Gefahr: Lawinen. Jedes Jahr verunglücken Wintersportler im freien Gelände – oft wegen mangelndem Wissen oder falscher Selbsteinschätzung.
Was du wissen musst:
- Lawinenlageberichte lesen und verstehen (Lawinenwarnstufen 1–5).
- Hangneigungen erkennen (besonders gefährlich: 30–45 Grad).
- Wetterverhältnisse bewerten (Neuschnee, Windverfrachtung, Temperaturanstieg = Risiko!).
- Rettungstechniken üben: LVS-Suche, Schaufeln, Erste Hilfe.
Achtung: Selbst „gespurte“ Routen abseits der Piste sind keine Garantie für Sicherheit.
Kurse & Training
Anfänger sollten Freeride-Kurse besuchen:
- Richtiges Verhalten im Gelände.
- Umgang mit der Sicherheitsausrüstung.
- Entscheidungsfindung im Ernstfall.
Viele Skischulen und Bergführer bieten Lawinentrainings an. Auch Fortgeschrittene können davon profitieren – das Wissen veraltet nicht, aber die Schneebedingungen ändern sich ständig.
Voraussetzungen: Für wen ist Freeriden geeignet?
Freeriden ist nicht für Anfänger gedacht. Es braucht:
- Sehr gute Fahrtechnik (schwarze Pisten souverän beherrschen).
- Kondition (Pulverschnee ist körperlich fordernder als Piste).
- Selbstdisziplin: Wer Sicherheitsregeln missachtet, gefährdet sich und andere.
- Teamfähigkeit: Niemals allein freeriden!
Wenn du dir unsicher bist, starte in markierten Freeride-Zonen (siehe unten).
Beliebte Freeride-Gebiete in den Alpen
Österreich:
- Arlberg (St. Anton, Lech, Zürs) – das „Mekka“ des Freeridens.
- Kitzsteinhorn – für Einsteiger und Fortgeschrittene.
Schweiz:
- Verbier – legendär, aber anspruchsvoll.
- Andermatt – viele Varianten, oft beste Schneeverhältnisse.
Frankreich:
- La Grave – ungesichertes Gelände pur, nur für Experten.
- Chamonix – Klassiker mit Gletscherabfahrten.
Italien:
- Courmayeur – großartige Nordhänge.
- Livigno – gute Freeride-Zonen, oft wenig überlaufen.
Deutschland:
- Fellhorn/Kanzelwand und Zugspitze bieten ebenfalls Optionen, wenn auch begrenzter.
Tipp: Für Einsteiger eignen sich Gebiete mit Freeride-Routen – unpräparierte, aber markierte und kontrollierte Hänge.
Warum wird Freeriden immer beliebter?
Die Faszination liegt in der Kombination aus:
- Naturerlebnis: Unberührte Hänge, stille Wälder, atemberaubende Ausblicke.
- Sportlicher Herausforderung: Jeder Hang ist anders.
- Abenteuer: Der Kick, eigene Spuren zu ziehen, ist durch nichts zu ersetzen.
- Community: Freerider teilen eine besondere Kultur, die Freiheit und Verantwortung verbindet.
Auch der Trend zu nachhaltigem Wintersport spielt eine Rolle: Viele Freerider verzichten bewusst auf Helikopter oder Snowcats und kombinieren das Freeriden mit Skitouren.
Fazit
Freeriden ist mehr als ein Sport. Es ist eine Lebenseinstellung: Freiheit genießen, Natur respektieren und immer bereit sein, dazuzulernen. Wer die Technik beherrscht, seine Grenzen kennt und sich mit Lawinenkunde beschäftigt, kann das Erlebnis „Freeriden“ in vollen Zügen genießen – mit der nötigen Portion Respekt vor den Gefahren.
Bonus: 5 Anfängerfehler beim Freeriden (und wie du sie vermeidest)
Keine Notfallübungen → Regelmäßig Lawinenrettung trainieren.
Allein losziehen → Immer in der Gruppe fahren.
Ohne Sicherheitsausrüstung starten → LVS, Sonde, Schaufel immer dabei.
Lawinenlage ignorieren → Jeden Tag prüfen.
Unterschätzen des Geländes → Technik und Kondition ehrlich einschätzen.